Für unsere Gefühle sind wir selbst verantwortlich

Das Leben ähnelt von Natur aus einer Achterbahn. Rasant geht es rauf und runter. Manchmal haben wir das Gefühl, schwerelos in den Himmel aufzusteigen. Im nächsten Moment presst uns eine gewaltige Last den Atem aus den Lungen, oder wir hängen kopfüber und werden kräftig durchgeschüttelt.

Darauf, wohin die Reise geht, oder welche Art von „Attraktion“ uns als nächstes erwartet, haben wir praktisch keinen Einfluss. Die Achterbahn ist nämlich nicht nur ziemlich lang und erfindungsreich gestaltet, sondern fährt auch noch durch dichten Nebel.

Manchmal haben wir vielleicht die Möglichkeit, eine Weiche umzustellen und die Gleise zu wechseln. Welche Strecke uns besser gefallen wird, können wir aber nicht wissen, weil wir maximal die nächsten paar hundert Meter davon sehen.

Instinktiv reagieren wir mit Gefühlen auf all die Kurven und Loopings. Haben wir gerade eine neue Liebe gefunden, flutet unser Gehirn im wahrsten Sinne des Wortes den gesamten Körper mit Glücksbotschaften.

Stellen wir dagegen fest, dass ein „Freund“ zu unserem Schaden gehandelt hat, zittern wir buchstäblich vor Wut. Der Körper geht in den Kampfmodus über, unser Blickfeld verengt sich und der wilde Affe in uns möchte irgend etwas zerreißen.

Nachdem das Leben prinzipiell neutral ist, es also nicht auf uns abgesehen hat, wäre damit auch alles in Ordnung. Auf Regen folgt unweigerlich Sonnenschein und weil der Affe sich im Zuge der Entwicklung von sozialen Gemeinschaften und Zivilisation selbst gezähmt hat, können wir den Wunsch nach großzügiger Gewaltanwendung in der Regel kontrollieren.

Die Sache hat aber einen Haken:

Für die Entwicklung unserer Vorfahren war es offensichtlich wichtig, Gefahren und Bedrohungen in der Erinnerung besonderes Gewicht zu geben. Das Überleben in einer wilden, natürlichen Umgebung gelang mit einem gewissen Maß an Paranoia wohl um einiges besser als mit Flower-Power.

Die wissenschaftliche Forschung hat jedenfalls gezeigt, dass wir uns ganz eindeutig an jene Dinge am besten und leichtesten erinnern, welche wir als unangenehm oder gar bedrohlich empfunden haben.

Gefühle von Traurigkeit und Angst verursachen eine deutlich gesteigerte Gehirnaktivität in jenen Regionen, welche für die Erinnerung zuständig sind. Die Ereignisse werden nicht nur „lebendiger“ und mit mehr Details gespeichert, sondern bleiben auch länger erhalten.

So weit die schlechten Nachrichten.

Die gute Nachricht lautet: Unser Geist ist kein Ding. Er kann von äußeren Einflüssen überhaupt nicht direkt betroffen werden.

Ein bekanntes Mantra zur Meditation beginnt mit den Worten: „Das Feuer des Lebens in mir ist unantastbar.“

Trotz zahlreicher (oft abwegiger und grausamer) Versuche, den Sitz der Seele zu identifizieren, ist das bis Heute niemandem gelungen. Auch jenseits religiöser Verklärungen gibt es aber durchaus brauchbare Argumente für die Existenz eines übergeordneten Selbstbewusstseins im Menschen.

Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich, dass wir selbst die Verantwortung dafür tragen, wie und in welchem Ausmaß wir „dem Leben“ erlauben, unsere Psyche zu berühren.

Wir können uns einfach treiben lassen und damit negativen Eindrücken automatisch den Vorzug geben. Unser gesamter Blickwinkel auf die Welt wird dann eben von dem Gefühl beherrscht, dass alles schlecht oder bedrohlich ist.

Oder wir nehmen das Ruder gezielt selber in die Hand. Wobei es wohlgemerkt niemals darum gehen sollte, negative Erfahrungen gänzlich zu verbannen oder zu unterdrücken.

Trauer und Wut spielen auch für unsere geistige Gesundheit eine wichtige Rolle. „Wer die Dunkelheit nicht kennt, weiß das Licht nicht zu schätzen“ um einen anderen klugen Spruch zu zitieren.

Aber schöne Erlebnisse lassen sich verstärken und gezielt in den Vordergrund rücken, so dass sie den Platz in unserer Gefühlswelt einnehmen können, der ihnen zusteht. Die Mittel dafür sind einfach und werden von vielen Menschen schon seit langem instinktiv angewendet.

Wer sich Beispielsweise am Arbeitsplatz ein Erinnerungsphoto vom letzten Urlaub aufhängt, oder von einer netten Party mit Freunden, der kann diesen kleinen Anstoß zwischendurch immer wieder nutzen, um sich an die damit verbundenen angenehmen Erlebnisse zu erinnern.

Je kräftiger man sich diese Erinnerung ausmalt, je mehr Details in Farbe, Gerüchen, Geräuschen und Empfindungen man aufblühen lässt, desto positiver wird automatisch die eigene Grundstimmung. Gleichzeitig bekommt das Ereignis durch wiederholtes Abrufen größeres Gewicht und verschiebt unsere Sicht auf die Welt hin zum „guten“.

Ein paar der gängigsten Möglichkeiten, positive Erinnerungen und Emotionen zu stärken sind:

Dankbarkeitstagebuch:

  • Führe ein Tagebuch, in dem du täglich drei Dinge aufschreibst, für die du dankbar bist. Das hilft dir, dich auf das Positive in deinem Leben zu konzentrieren.

Positive Affirmationen:

  • Wiederhole positive Aussagen über dich selbst und dein Leben. Dies kann dazu beitragen, negative Denkmuster zu durchbrechen und positive Gedanken zu verstärken.

Visualisierung:

  • Nimm dir regelmäßig Zeit, um dir positive Erinnerungen oder zukünftige Ereignisse, auf die du dich freust, lebhaft vorzustellen. Dies kann die emotionalen Auswirkungen dieser Erinnerungen und Erwartungen verstärken.

Achtsamkeit und Meditation:

  • Praktiziere Achtsamkeit, um im gegenwärtigen Moment zu leben und positive Erfahrungen bewusst zu erleben. Meditation kann helfen, den Geist zu beruhigen und Raum für positive Gedanken zu schaffen.

Positive soziale Interaktionen:

  • Verbringe Zeit mit Menschen, die dir gut tun und positive Energie ausstrahlen. Soziale Unterstützung und positive Beziehungen sind entscheidend für das emotionale Wohlbefinden.

Kreativer Ausdruck:

  • Nutze kreative Aktivitäten wie Malen, Schreiben oder Musizieren, um positive Gefühle und Erinnerungen auszudrücken und zu verarbeiten.

Aktive Teilnahme an positiven Aktivitäten:

  • Engagiere dich in Hobbys und Aktivitäten, die dir Freude bereiten. Dies kann deine Stimmung verbessern und positive Erinnerungen schaffen.

Reflektion und positive Reframing:

  • Nimm dir Zeit, um über positive Erfahrungen nachzudenken und sie neu zu bewerten. Fokussiere dich auf das Gute, das aus schwierigen Situationen hervorgegangen ist.

Körperliche Bewegung:

  • Regelmäßige Bewegung kann die Produktion von Endorphinen fördern, die als „Glückshormone“ bekannt sind. Dies kann helfen, eine positive Grundstimmung aufrechtzuerhalten.

Acts of Kindness:

  • Zeige anderen Menschen Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Dies kann positive Gefühle sowohl bei dir als auch bei den Empfängern dieser Taten fördern.

Waldbaden:

  • Regelmäßiger Aufenthalt in der Natur, vor allem in dichten Wäldern, hat nachweislich positive Auswirkungen auf Gesundheit und Psyche. Waldbaden bedeutet letztendlich nichts anderes, als einfach mal raus zu gehen, sich in einer ruhigen Ecke im Wald hinzusetzen, die saubere Luft zu atmen und zu entspannen. Man daruf auch ruhig mal einen Baum umarmen, wenn einem danach ist. In Japan gibts das auf Rezept!

Zu all diesen Methoden lassen sich relativ leicht weitere Informationen im Netz, in Fachbüchern oder auch vor Ort finden. Meditationsgruppen sind beispielsweise eine gute Anlaufstelle, ganeu so wie Wandervereine oder auch einfach nur Menschen, die sich zum gemeinsamen Waldbaden treffen.

Wie bereits gesagt: Das Leben hat es nicht auf uns abgesehen. Entsprechend gibt es immer auch gute Dinge, an die wir uns erinnern können. Wir müssen uns nur darum bemühen. Insofern sind wir für unsere Gefühle und für unsere Art und Weise, die Welt zu betrachten, aber auch absolut selbst verantwortlich.